Informationen sind in Zeiten von Covid-19 das A und O. Elementar dabei ist, dass diese Informationen auch in der Muttersprache erhältlich sind, insbesondere wenn es um den Schutz der Gesundheit geht. So empfiehlt der Hohe Kommissar für Nationale Minderheiten den Nationalstaaten in der Kommunikation von Covid-19-Maßnahmen, auch die Minderheiten- und Regionalsprachen zu verwenden. Personen mit begrenzten Kenntnissen der Amtssprache seien vom Virus besonders gefährdet, wenn sie nicht verstehen, was von ihnen erwartet wird.
Der Europarat macht nun allerdings darauf aufmerksam, dass Maßnahmen meist nur in der Amtssprache des Staates kommuniziert werden, auf Minderheiten- und Regionalsprachen werde oft vergessen. Das mag verständlich sein, denn Übersetzungen und Informationsaufbereitung in mehrere Sprachen kosten Ressourcen und vor allem Zeit, die im Moment aus Effizienzgründen meist knapp ist.
Umso wichtiger ist deshalb, dass genau diese Aufgabe in manchen Ländern von Minderheitenmedien ausgefüllt wird. Für viele Minderheitenmedien ist die Covid-19-Krise allerdings schmerzlich und ermutigend zugleich. Ermutigend, da eine steigende Nachfrage nach Informationen in der Muttersprache zu bemerken ist. Schmerzlich, weil sich die Nachfrage viel mehr an den Webseitenzugriffen und nicht an Verkaufszahlen ablesen lässt, da die Distribution der Zeitung vielerorts nur eingeschränkt möglich ist. Ebenso der Verkauf von Werbeanzeigen kam aufgrund der wirtschaftlichen Lage fast zum Erliegen.
Einige Minderheitenmedien ringen deshalb gerade um ihre Existenz und je länger die Krise dauert, umso aussichtloser wird die Situation. Bereits vor Covid-19 mussten einige das Handtuch werfen. 2008 schloss die gälische Zeitung Lá in Nordirland bereits aufgrund finanzieller Engpässe und fehlender öffentlicher Mittel. Die galizische Zeitung Galicia Hoxe ist seit 2011 nur mehr online erhältlich.
Um die Medienvielfalt in Europa zu schützen und die Sprachenvielfalt zu gewährleisten, tut Europa gut daran, den Wert von Minderheitenmedien anzuerkennen und deren Existenz zu bewahren. Ansonsten verlieren manche Minderheiten wohl nicht nur die Möglichkeit, Informationen in ihrer Muttersprache zu erhalten, sondern vereinzelt auch ihre Stimme.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Tageszeitung “Dolomiten”.
Marc Röggla ist Leiter des neugegründeten Center for Autonomy Experience bei Eurac Research. Der Rechtswissenschaftler und Experte für Minderheitenrecht ist zudem Generalsekretär der Europäischen Vereinigung von Tageszeitungen in Minderheiten- und Regionalsprachen. |
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