"Denke global, handle lokal”
Im Jahr 2030: Die Covid-19-Pandemie hat die Verletzlichkeit und Nicht-Nachhaltigkeit einer hyper-globalisierten und auf dauerhaftes Wachstum ausgerichteten Weltwirtschaft deutlich gemacht und zu einem radikalen Umdenken in Richtung sozial fairer und ökologisch nachhaltiger Produktions- und Lebensweisen beigetragen. Der Großteil der Menschen in Südtirol fühlt sich solidarisch mit der Weltgemeinschaft verbunden. Der Ausgleich sozialer und ökonomischer Ungleichheiten, eine partizipative Politik der Mitgestaltung sowie Klima- und Umweltschutz stehen ganz oben auf der politischen Agenda. In den letzten zehn Jahren hat ein tiefgreifender, struktureller Wandel stattgefunden, der zu einer tendenziell wachstumsneutralen Neuausrichtung in vielen Bereichen der Gesellschaft geführt hat.
„Ich bin meines eigenen Glückes Schmied(in)”
Im Jahr 2030: Die Covid-19-Pandemie hat das Vertrauen in Marktmechanismen und in Wettbewerb als wichtigstes gesellschaftliches Ordnungsprinzip gestärkt. Die meisten Südtirolerinnen und Südtiroler legen Wert auf eine individuelle Handlungsfreiheit. Leistung und Eigenverantwortung gehören zu den bestimmenden gesellschaftlichen Leitprinzipien. Sie spiegeln sich in den zentralen wirtschaftspolitischen Maßnahmen wider: Privatisierungen, Deregulierung von Märkten und der Abbau bürokratischer Hürden. Diese und ähnliche Reformen wurden in den letzten zehn Jahren stark vorangetrieben. Sie haben zu einer Individualisierung und Beschleunigung der Gesellschaft und zu einem Aufblühen des Unternehmens- und Pioniergeistes beigetragen. Gleichzeitig kam es jedoch auch zu einem höheren Ressourcenverbrauch und noch stärker ansteigenden Emissionen.
„Es gibt für alles eine (technologische) Lösung“
Im Jahr 2030: Die Covid-19-Pandemie hat zu einer Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit und des globalen Austausches von Information, Waren und Dienstleistungen geführt. Die meisten Menschen in Südtirol sind dank neuer Technologien und wachsender Kooperationsnetzwerken mit der Welt in einem „Global Village“ vernetzt. Wirtschaftswachstum, technologischer Fortschritt und Investitionen in Forschung und Bildung werden als wichtigste Instrumente zur Wohlstandssteigerung gesehen. Auch bei sozialen und ökologischen Herausforderungen wurden daher in den letzten zehn Jahren gezielt Maßnahmen ergriffen, die vor allem auf Innovation und Effizienzsteigerungen setzen und „grünes Wachstum“ fördern sollen.
„Unsere Aufgabe war es, mutige Zukunftsszenarien für Südtirol zu entwerfen. Nun haben wir die erste Phase unserer Arbeit abgeschlossen und ein breites Spektrum an Perspektiven und Handlungsoptionen für ein nachhaltiges Südtirol 2030 erarbeitet. Als nächsten Schritt werden wir Interessenvertreter im Land einladen, ihren Standpunkt und ihre Vorstellungen zur zukünftigen Entwicklung Südtirols in Richtung Nachhaltigkeit zu äußern“, sagt Harald Pechlaner, Wirtschaftswissenschaftler von Eurac Research und wissenschaftlicher Leiter der Studie. Um spezifischen Interessen und Bedürfnissen im Land gerecht zu werden, sollte am Ende nicht ein bestimmtes Szenario dominieren, sondern Elemente aus unterschiedlichen Szenarien kombiniert werden, die eine neue Zukunftsperspektive ergeben. Die Studie soll Denkanstoß für die nachhaltige Entwicklung Südtirols sein, die Weichenstellung dafür liegt jedoch in den Händen der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entscheidungsträger.
Besonderes Augenmerk legten die Forscherinnen und Forscher auf eine Einschätzung, ob und in welchem Ausmaß die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs – Sustainable Development Goals) innerhalb der einzelnen Szenarien erreicht werden können. „Es braucht einen gemeinsamen Maßstab, um die Anstrengungen für eine nachhaltige Entwicklung einzuordnen. Die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sind deshalb unser Maßstab, der die Südtiroler Fortschritte international vergleichbar machen soll. Auch bei diesem Projekt war es der Südtiroler Landesregierung deshalb wichtig, diesen Maßstab anzuwenden. Damit wir sofort erkennen können, welche Szenarien der nachhaltigen Entwicklung am besten dienen“, betont Landeshauptmann Arno Kompatscher.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Nachhaltigkeitsstrategie der Landesregierung „Wir gestalten Zukunft. Gemeinsam.“ haben Peter Schorn und Stefan Ghedina auf Grundlage der vier wissenschaftlich erarbeiteten Szenarien vier fiktive Nachrichtensendungen produziert.
Szenario Nr. 1
Szenario Nr. 2
Szenario Nr. 3
Szenario Nr. 4
Der gesamte Studienbericht, samt einer ausführlichen Beschreibung der Zukunftsszenarien und ihrer Dimensionen, Treiber sowie den dazugehörigen Personas und der jeweiligen Einschätzung zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) ist im ausführlichen Report zu finden.
Zukunftsszenarien für ein nachhaltiges Südtirol 2030+
Authors: Daria Habicher, Felix Windegger, Mirjam Gruber, Andreas Dibiasi, Greta Klotz, Greta Erschbamer, Harald Pechlaner, Heiko von der Gracht, Silvia Gigante, Linda Ghirardello, 2020
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